Yoga Ayurveda Meditation Qi Gong Inspiration Themenvielfalt Reiseberichte Online Yoga Yoga Spirit by Dani Hornsteiner
Dani Hornsteiner • 26.03.2024
In der Āsanapraxis konzentrieren wir uns in der Regel auf die Ausrichtung des Körpers und darauf, die Pose richtig einzunehmen. Häufig sind wir sehr beschäftigt damit, wie das Āsana in unserem Kopf aussieht und wie wir meinen, dass es aussehen sollte, wenn wir die Körperhaltung einnehmen.
Wir haben eine sehr konkrete Vorstellung davon, wie ein herabschauender Hund aussieht oder ein Liegestütz sein sollte, damit er „richtig“ ist.
Diese vorgefertigte Meinung führt häufig dazu, dass wir im Üben der Asanas einerseits sehr beschäftigt damit sind, ja nichts falsch zu machen, den Körper perfekt auszurichten und unsere Yogaposen zu „mikromanagen“ und andererseits gehen wir dabei immer wieder über die Möglichkeiten unseres Körpers hinaus und zwingen ihn in Haltungen hinein, die er nur schwer und manchmal sogar nur unter Schmerzen einnehmen kann.
Vielleicht begleiten dich dabei auch manchmal Gedanken wie folgende: „das kriege ich nie hin“ oder „das muss doch gehen“ oder „bisschen Schmerz geht schon“ oder „ach, das ist nichts für mich, das lass ich gleich“ oder wenn du „einfache“ Āsanas übst kommt dir vielleicht der Gedanke „können wir nicht was Anspruchsvolleres üben“ oder „ich würde aber viel lieber den Kopfstand üben“ oder „die Krähe wollte ich schon immer können“ oder „das ist ja langweilig“.
Das Ziel von Yoga ist es, deinen bewegten Geist, also deinen denkenden Geist, unseren monkey mind, in Ausrichtung zu bekommen, zur Ruhe zu bringen, um Klarheit in dir entstehen zu lassen.
An der Beschreibung oben wird deutlich, wie oft unser Geist mit der „korrekten“ Ausführung eines Āsanas beschäftigt ist oder wie oft unser Ego mehr will, schwieriger üben möchte, anspruchsvoller und vielleicht auch „beeindruckendere, coolere“ Posen durchführen will. Wir sind geistig verwickelt mit den Āsanas und haften an der äußeren Erscheinungsform an.
Wir haften daran an, wie das Āsana aussehen soll und wie es nach außen wirken soll. Sind wir in dieser geistigen Verwicklung, wird uns unsere Yogapraxis nicht auf dem Weg des Yoga unterstützen. Sie wird eine reine Körperübung sein und bleiben.
Yoga lädt uns ein, tiefer zu schauen, weiter zu gehen.
Wie wir das meistern, beschreibt das Yoga Sūtra 2.46
Eine Āsanapraxis ist also dann eine Unterstützung auf deinem Weg, wenn deine Übung sowohl Stabilität als auch Leichtigkeit aufweist. Was meint das Yoga Sūtra damit?
Stabilität (sthira): du nimmst eine Yogapose derart ein, dass du in ihr stabil verweilen kannst. Dabei stehst, sitzt oder liegst du angenehm und in Balance. Du bringst diejenige Kraft auf, die dir im Moment zur Verfügung steht, so dass du nicht verspannst. Aber maximal so viel Kraft, wie notwendig ist. Oft verwenden wir deutlich mehr Kraft als wir bräuchten und verspannen uns dabei.
Leichtigkeit (sukha): entsteht, wenn du das Āsana so einnimmst, wie es für deinen Körper gerade noch gut möglich ist. Du befreist dich also von der gedanklichen Vorstellung, wie du möchtest, dass du die Haltung einnimmst, sondern erlaubst dem Körper, die Führung zu übernehmen und übergibst dich seinen Möglichkeiten. Du lauschst ihm und wirst ganz fein in deiner Wahrnehmung, was dein Körper jetzt gerade noch gut einnehmen kann und wo heute seine Grenzen sind. Achte diese Grenzen.
Dein Körper sagt dir immer die Wahrheit. Er möchte immer das Beste für dich. Er würde dich nie anlügen. Respektiere seine Möglichkeiten und seine Grenzen. Geh an seine Grenzen heran, denn nur dort ist Entwicklung möglich, überschreite sie jedoch nicht. Bist du sowohl über seiner Grenze unterwegs als auch unter seiner Grenze unterwegs findet kein Wachstum statt. Wachstum findet genau an der Gratschneide zwischen diesen beiden Feldern statt. Es ist eine ganz feine Demarkation und du wirst sie nur dann entdecken, wenn du achtsam und ganz bewusst mit deinem Körper übst, deine inneren Sinne spitzt und auf seine Zeichen und Hinweise achtest.
Indikatoren dafür, dass du nicht mehr in den Qualitäten von sthira und sukha übst:
Yoga interessiert es nicht, wie anspruchsvoll ein Āsana ist. Yoga interessiert es allein in welcher Qualität du deine Āsanapraxis durchführst.
Je einfacher ein Āsana ist, also je leichter es ist, die Form zu halten, desto einfacher wird es für dich, in die Qualitäten sthira und sukha einzutauchen und dich mit der Wirkung des Āsanas zu verbinden.
Der Yogaweg entfaltet sich in dir, es ist kein Weg im Außen, sondern immer ein Weg zu deinem wahren Selbst, zu deinem inneren Kern, zu der Person, die du im Innersten deines Seins bist.
Jedes Āsana schenkt uns bestimmte Qualitäten auf grobstofflicher, feinstofflicher und seelischer Ebene. Diese erfahren wir erst, wenn wir eine gewisse Stabilität und Leichtigkeit in der Körperhaltung meistern. Durch diese Meisterschaft entsteht nach und nach auch Stabilität und Leichtigkeit in unserem Geist.
Wir werden unabhängiger von äußeren Meinungen, Haltungen und Einflüssen und auch unabhängiger von unseren eigenen oft destruktiven, negativen Gedanken. Wir beginnen zu verstehen, dass wir nicht alles glauben müssen, was so an Gedanken durch unseren Geist wirbelt und auch nicht sofort reagieren müssen und dadurch werden wir klarer und ausgerichteter in uns, es kehrt mehr Ruhe in uns ein.
Und je häufiger und je regelmäßiger wir üben, desto mehr Frieden wird nach und nach in uns Platz nehmen, wir werden resilienter, bleiben gesünder und bekommen ein immer feineres Gespür dafür, was wir wirklich brauchen und nicht was unser Kopf uns einredet, was er haben will.
Es gibt Millionen von Menschen auf der Erde. Wenn jeder einen herabschauenden Hund macht, wird es Millionen einzigartige herabschauende Hunde geben. Keiner wird dem anderen gleichen. Und doch können es alles herabschauende Hunde sein.
Es gibt in den einzelnen Āsanas wenige Dinge, auf die wir wirklich achten sollten, damit wir unseren Körper schonen und schützen. Diese Aspekte kannst du bei achtsamen Yogalehrenden lernen. Alle anderen Aspekte sind genauso in Ordnung, wie es dein Körper gerade kann. Es muss nicht anders sein. Nein, es darf sogar nicht anders sein. Du findest deine eigene Grenze, vertraue deinem Körper, vertraue dir. Daher spielt es auch keine Rolle wie die Āsanas bei den Personen auf den Nachbarmatten um dich herum aussehen.
Ein Beispiel: So sollte beim herabschauenden Hund die Wirbelsäule einschließlich Halswirbelsäule gerade sein. Das ist das Einzige, was wirklich wichtig ist. Löse dich von allen anderen Vorstellungen, wie z.B.: dass die Fußsohlen den Boden berühren müssen oder die Beine durchgestreckt sind. Das interessiert den herabschauenden Hund überhaupt nicht.
Deine Beine sind so durchgestreckt, wie es eben geht und wenn dein Knie stark angewinkelt ist, ist das auch völlig in Ordnung. Achte darauf, dass der Rücken gerade und lang ist.
Das gleiche gilt für deine Fußsohlen, sie müssen den Boden nicht berühren, auch hier, die Fersen können angehoben sein, das ist völlig in Ordnung. Achte darauf, dass der Rücken gerade und lang ist.
Und jetzt webe deinen Atem in die Übung ein, lass dich von deinem langen feinen Atem immer mehr in eine Stabilität und Leichtigkeit bringen, sinke immer mehr in die Magie des herabschauenden Hundes mit deinem Atem ein. Und sobald der Atem kurz wird oder die Muskeln beginnen zu zittern, du verspannst, lös die Haltung auf. Mach dies regelmäßig und du wirst merken, es wird von ganz allein geschehen, dass du länger in der Haltung bleiben kannst, dass die Knie durchlässiger werden, dass die Fersen dem Boden näherkommen.
Und denk immer daran, an manchen Tagen gelingen uns Dinge leichter, an anderen scheinen sie unmöglich. Sei auch da vertrauensvoll und geduldig mit dir und lausche deinem Körper und was er heute braucht.
Es lohnt sich mit Körperhaltungen zu üben, deren Form du gut einnehmen kannst, so dass du dann in die besonderen Qualitäten dieses Āsanas eintauchen kannst ohne von der Schwierigkeit, der Anstrengung (Überanstrengung) oder Trägheit (Unteranstrengung) oder dem Einnehmen der Form abgelenkt bist.
Erlaube dir selbst, dein Ego an der Eingangstür zum Yogaraum mit den Schuhen stehen zu lassen und ganz und gar in das Spüren deines Körpers einzutauchen, seine Möglichkeiten und seine Begrenzungen zu erkunden, diese freudvoll auszuleben und liebevoll an dieser Grenze dein Leben zu tanzen, zu feiern und Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug auszudehnen.
Der Atem wird dabei ein Schlüssel sein. Der Atem führt dich in dein Āsana hinein und wieder hinaus und unterstützt in deinem Verweilen in der Körperhaltung. Je länger dein Atem wird, v.a. dein Ausatem, desto tiefer wirst du in deine Pose sinken, wirst in sie eintauchen, desto mehr Stabilität wird sich in dir ausbreiten und desto mehr Leichtigkeit wirst du erleben.
Lass dich von deinem Atem mit deinem Körper führen. Bewege dich nach und nach im Atemfluss, in deinem dir ganz eigenen Atemrhythmus, spüre dich mit deinem Atem an der Grenze deiner körperlichen Stabilität und Leichtigkeit und du wirst eine tiefere Ebene in deinem Üben entdecken, die dich wachsen lässt, wachsen lässt weiter in dich hinein, in das Wunder, das du bist, das du schon immer gewesen bist und immer sein wirst.
Nimm dir Zeit auf deinem Weg, du hast alle Zeit der Welt, denn wie Buddha bereits gesagt hat:
„Es ist alles bereits da, es gibt nichts zu erreichen.“
Genieße den Weg und jeden einzelnen Moment, denn er ist das Leben, das Leben, das in dir pulsiert und von dir erlebt werden möchte. Jedes Āsana möchte von dir entdeckt werden, möchte dir seine Geheimnisse enthüllen. Bist du bereit für das Abenteuer?
Ich wünsche dir ganz viel Freude beim Üben deiner nächsten Yogapraxis in den Qualitäten von sthira und sukha, Stabiliät und Leichtigkeit.
In Liebe Dani
PS. Schreib mir gerne, was du erlebst oder natürlich auch wenn du Fragen hast: daniela.hornsteiner@indigourlaub.com.
Ich freue mich über jede Nachricht und unseren Austausch.
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